Mit "Frau Holle" feierte gestern erneut ein Märchen der
Brüder Grimm Premiere im Theater im Schuppen. Die Zuschauer werden
entführt in eine Welt der Fantasie, in der ihnen vieles bekannt
vorkommt.
Es kommt nicht häufig vor, dass Kinder und Erwachsene gleichermaßen
begeistert sind von einem Märchenspiel. Im Theater im Schuppen
ist das längst normal. Nach "Schneeweißchen und Rosenrot"
und "Das tapfere Schneiderlein" hat die Truppe jetzt mit "Frau
Holle" ihr drittes Grimm-Märchen auf die Bühne gebracht.
Und wer da glaubt, Märchen seien für die heutige Zeit zu angestaubt,
irrt gewaltig.
Die Inszenierung (Text/Regie: Frank Radüg) kommt mit viel Witz
und mit erfrischenden Einfällen daher. Nicht Frau Holle, sondern
der Hahn ist die Hauptfigur. "Kikeriki" heißt der lustige
Kerl (Daniel Heinz), er ist der beste Freund der guten Marie und heftig
in sie - und nicht in seine Hühner - verknallt. Immer auf der Hut
vorm drohenden Ende im Suppentopf, steht er Marie (Christina Hohmuth)
bei gegen die Stiefmutter (Elisabeth Wolle) und wird am Ende sogar noch
in einen Menschen verwandelt.
Die drei Darsteller agieren in Doppelrollen. Elisabeth Wolle ist Stiefmutter
und Frau Holle - ein toller Einfall. Denn die Kinder erkennen so auf
der einen Seite die "böse" Mutter und auf der anderen
Seite mit Frau Holle die "gute" Mutter, bei der sich Marie
geborgen fühlt, die ihr auch mal über Kopf streichelt und
sie in den Arm nimmt.
Christina Hohmuth spielt die gute und die faule Marie und glänzt
vor allem als Letztere - mit herrlich-witziger Boshaftigkeit, mit übertriebenem
Trotz fesselt sie auch die Kleinsten im Publikum, die ihr Tun natürlich
schnell durchschauen und der Mutti ins Ohr flüstern: "Die
ist aber ganz schön dumm."
Genauso wunderbar ist es, Daniel Heinz zuzusehen und -zuhören.
Neben dem Hahn "Kikeriki" verkörpert er den Backofen
und den Apfelbaum, begeistert vor allem mit ausdrucksstarker Mimik und
Gestik. Als Apfelbaum spielt er mit den beiden Maries, neckt liebevoll
die eine und ärgert die andere. Und als Backofen will er die fertigen
Brote nicht rauslassen, bevor sie ihren Grimmschen Satz gelernt haben:
"Zieh mich raus, sonst verbrenne ich!"
Als "sehr kindgerecht und spannend" lobte Zuschauer Steffen
Kretschmann (25) die Inszenierung. "Die Kinder haben ihren Spaß,
die Truppe lässt sich immer was Neues einfallen." Vera Knappe
sprach von einer "sehr schönen Aufführung, auch wenn
die ganz kleinen Kinder wie meine dreijährige Enkelin Franka noch
nicht alles verstehen".
Termine und Infos unter Telefon 6 49 57 oder 684 00 10.
Sonntag, 13. Februar 2005
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